Mit:
Philip Ursprung . Nina Gospodin
Aufgenommen am 20.02.2017 | Zuerst publiziert am 28.05.2017 auf www.dusagst.es
Im Folgenden findest du meine Lieblingspassagen aus dem Gespräch. Die Transkription wurde zum Teil gekürzt und zusammengefasst, um die Lesbarkeit zu verbessern.
Das interessiert mich auch für die Forschungsfrage. Auch wenn ich etwas erforsche, gehe ich an eine Grenze. Aber da ist auch schon jemand da gewesen. Es gibt eigentlich gar keinen Ersten. Das entspannt einen einerseits von der Erwartung oder der möglichen Enttäuschung, dass man eben nicht der Erste ist. Es ist ja gerade gut, dass man nicht der Erste ist und es
erlaubt uns aber umso differenzierter und genauer wieder hinzuschauen und zu vergleichen, mit dem was andere gesehen haben. Deswegen wird natürlich dieser Franz Wilhelm Junghuhn auch zu einer Art Alter Ego zu mir als Forschenden und Reisenden. Wo ich ein Stück weit einiges nachahmen kann, einiges auch delegieren kann, denn ich muss es jetzt nicht mehr tun. Vielleicht
auch besser sehe, weil ich jetzt doch immer mit einer ganz guten Gruppe unterwegs bin, während er eigentlich fast immer nur zu zweit war und dann beim Schreiben immer allein. Das heißt, da haben wir es auch besser zum Teil.
Das Wesen vom Besental war ein Fabelwesen, von dem wir gehört haben übers Internet, das sich da unter den Gletschern herumtreiben sollte. Wir sind mit der Mission
in das Bergdorf gefahren, um dieses Wesen zu suchen. Als Künstler sind wir da hingefahren in dem Wissen, dass wir es auch finden werden. Wir wussten nur noch
nicht in welcher Gestalt. Wir haben es dann in einer zehntägigen Aktion zum Leben erweckt.
Ja. Wir wussten am Anfang noch nicht ganz genau wie wir es machen wollten. Wir waren zwei Künstlerinnen und eine Kommunikationsdesignerin, die uns gefilmt und fotografiert hat. Das war eigentlich so der erste Versuch für so eine Aktion. Wir wollten eigentlich eine Doku machen darüber, wie wir das Wesen suchen und entstehen lassen. Es war auch eine Performance angedacht, aber wir haben dann einen Film gemacht wo wir das Wesen entstehen lassen und damit waren wir schon so ausgefüllt diese zehn Tage. Aber es war eigentlich ganz cool. Wir haben ganz viele
unterschiedliche Einladungen oder Anreize erstellt, um auch die Menschen, die dort waren dazu einzuladen mitzuspinnen und sie darin zu involvieren. Wir haben ein Buch von Reinhold Messner umgeschrieben über den Yeti und haben eine Collage daraus gemacht und haben eigentlich die Geschichte umgeschrieben.
Hier geht es eben auch darum, ob man Geschichten eigentlich umschreiben kann. Wir haben gemäß meiner Generation natürlich Internetquellen manipuliert. Wir hatten immer so T-Shirts an, auf denen zum Beispiel
stand »Wovon träumst du?« Wir waren zu dritt, das heißt jeder hatte immer sein T-Shirt an und hat irgendwie eine andere Frage gestellt an den Ort und an die Leute, die uns begegnen. Im Vorfeld habe ich auch an Karl von Habsburg geschrieben, ob er uns einen Expeditions-Schutzbrief ausstellt für die Aktion. Aber ich war leider etwas zu spät dran mit der Anfrage und leider war er gerade im Urlaub.
Es ist natürlich wichtig, dass jemand auf einen aufpasst, dass jemand einen Blick darauf wirft von außen und auch beobachtet, ob das auch nachvollziehbar ist. Wir sind im Schutz dieser Institution unterwegs, das heißt wir haben natürlich dieses Forschungsstipendium, das uns das überhaupt ermöglicht. Unser Guide hatte das damals auch, also er war im Dienste der Kolonialarmee von Holland unterwegs und hatte natürlich auch ein Stipendium, das aber auch nicht immer reichte. Es gab Fälle, wo er zwar den Wagen gestellt gekriegt hat, aber nicht das Pferd und es gab Fälle wo ein lokaler Fürst vielleicht gehört hatte, dass er kommt aber so tat als ob
Es ist natürlich wichtig, dass jemand auf einen aufpasst, dass jemand einen Blick darauf wirft von außen und auch beobachtet, ob das auch nachvollziehbar ist. Wir sind im Schutz dieser Institution unterwegs, das heißt wir haben natürlich dieses Forschungsstipendium, das uns das überhaupt ermöglicht. Unser Guide hatte das damals auch, also er war im Dienste der Kolonialarmee von Holland unterwegs und hatte natürlich auch ein Stipendium, das aber auch nicht immer reichte. Es gab Fälle, wo er zwar den Wagen gestellt gekriegt hat, aber nicht das Pferd und es gab Fälle wo ein lokaler Fürst vielleicht gehört hatte, dass er kommt aber so tat als ob
Es ist natürlich wichtig, dass jemand auf einen aufpasst, dass jemand einen Blick darauf wirft von außen und auch beobachtet, ob das auch nachvollziehbar ist. Wir sind im Schutz dieser Institution unterwegs, das heißt wir haben natürlich dieses Forschungsstipendium, das uns das überhaupt ermöglicht. Unser Guide hatte das damals auch, also er war im Dienste der Kolonialarmee von Holland unterwegs und hatte natürlich auch ein Stipendium, das aber auch nicht immer reichte. Es gab Fälle, wo er zwar den Wagen gestellt gekriegt hat, aber nicht das Pferd und es gab Fälle wo ein lokaler Fürst vielleicht gehört hatte, dass er kommt aber so tat als ob
er davon nichts wusste und nicht weiterhelfen wollte. Es gab dann wieder glückliche Zufälle, wo er unglaublich gastfreundlich aufgenommen wurde und ihm hundert Diener zur Seite gestellt wurden, die ihm den Weg zum Vulkan freihackten. All diese Zwischenfälle und Unwegbarkeiten, die wollen wir natürlich auch ein Stück weit einbauen. Wir haben gerade eine Reise gemacht, die uns nach Ostjava führte und wo wir einen Schwefel-Vulkan besuchen wollten, aber dann fiel erst das Flugzeug wegen technischer Verzögerung aus dann gab es ein Gewitter und es konnte nicht weiterfliegen. Da mussten wir dann den Plan ändern und einen anderen
Vulkan besuchen, der dann auch noch in diesem Regensturm sozusagen sehr nass für uns war und wo wir halt praktisch ohne Schlaf und total durchnässt und unterkühlt zurück gekommen sind. Aber es war auch wieder ein extrem schönes Erlebnis und wir konnten einen Vulkan besuchen, den wir schon mal von weitem gesehen hatten, aber der damals gerade ausgebrochen war. Deshalb konnten wir nicht zum Krater und jetzt konnten wir zum Krater und dann dort Bilder machen und Stücke mitnehmen, die wir dann in der Ausstellung zeigen.
Ja, die haben jetzt natürlich keinen wissenschaftlichen Wert in dem Sinn. Aber man könnte, wenn man sich das jetzt ansehen würde, feststellen, dass der Stein von der Eruption des Bromo-Vulkans ist, der jetzt seit Dezember 2015 bis Dezember 2016 ein Jahr lang lief und solche kleinen, sogenannten Lavabomben ausspuckte. Die
Forschung wusste eben nicht, ob das Lavabomben oder erhitzte Gesteinsbomben sind, die durch die Lava erwärmt wurden. Das könnte man jetzt einem Geologen geben und die Leichtigkeit würde vielleicht daraufhin weisen, dass es tatsächlich ein Stück Lava ist, das da durch die Gegend flog und wahrscheinlich eben vor fünf
Monaten noch glühen heiß war.
Oder von anderen Expedition nehmen wir immer ein paar Stücke, die dann am Schluss möglicherweise in die Ausstellung eingebaut werden, oder auch nicht. Das ist noch offen.
Was mir gerade noch eingefallen ist, weil du das vorhin meintest, dass wenn man Tourist ist, dann genießt man den anderen beim Arbeiten zuzuschauen. Das finde ich auch. Es ist ein anderer Genuss, den die Expeditionen einem ermöglicht. Ihr habt es ja auch herausgefordert, dass was schief geht und auf einmal macht man die Nacht durch und sitzt im Regen.
Ja also herausgefordert haben wir es nicht. Wegen der kurzen Zeit und der Anzahl der Leute müssen wir schon ziemlich gut vorher planen, wo es wann hingeht, wann man ein Auto organisieren muss und so weiter. Aber eben weil es eine kleine Gruppe war, konnten wir auch ganz spontan ändern und dann auch ein anderes Auto mieten und eine andere Unterkunft bestellen. Es stimmt, die Intensität des Erlebnisses, die vielleicht stärker ist als sie wäre, wenn wir eine geführte Touristenreise machen würden, wo die Überraschungen
dann kleiner sind. Dies hat ja auch mit der Möglichkeit zu tun, zu reagieren und mit einer anderen Erwartung.
Also wenn ich eine Woche Urlaub an einem Badeort buche und es regnet, dann bin ich eigentlich automatisch enttäuscht, weil ich natürlich dadurch Genuss, Geld, Zeit eigentlich verloren zu haben meine. Wenn ich Pseudo-Expeditionen, weil es ist ja keine wirkliche geologische Reise ist, mache und das Wetter wird ganz, ganz schlecht, dann habe ich dadurch nichts
verloren, vielleicht sogar noch was gewonnen weil ich einen anderen Aspekt habe. Es kann eigentlich gar kein schlechtes Wetter geben, außer ich will wirklich eine sehr lange Wanderung machen, dann müsste ich natürlich unterbrechen und etwas anderes tun, weil es halt nicht geht. Aber auch das gäbe Stoff, um darüber zu diskutieren und das aufzuschreiben. Von daher ist es für das Projekt interessant, was immer auch rauskommt.
Mich hat Karl May ja zu diesem Expeditions-Schutzbrief inspiriert. Er löst ja seine Literatur so geschickt darüber. Bei den Orient Reisen zum Beispiel hat er immer von irgend so einem Mogul diesen Brief dabei und dann trifft er Leute aus anderen Völkern. Eigentlich würden sie über ihn herfallen, aber dann holt er diesen Brief heraus auf einmal verstehen sie sich, können super miteinander
kommunizieren. Es gibt perfektes Essen und der hat eine Unterkunft und alles ist super.
Ich habe von Reinhold Messner ein Buch gelesen über den Yeti und da ist er in Tibet. Er war ganz weit weg von aller Zivilisation und ist dann Tibetern begegnet, die einen ganz anderen Dialekt haben. Er hatte aber auch
einen Schutzbrief von der lokalen chinesischen Regierung und auf einmal haben sie ihn nicht erschossen, er durfte dort schlafen und hat was zu essen gekriegt. Als ich das gelesen habe, dachte ich, ich brauche so ein Brief, wenn ich als Künstlerin unterwegs bin auf Expedition.
Das ist ein schönes Motiv. Das haben wir jetzt nicht in der Form gehabt, aber es ist eine gute Idee. Ein Stück weit ist Franz Wilhelm Junghuhn unser Schutzbrief. Wir haben festgestellt, dass der in Indonesien immernoch sehr bekannt ist. Und dass er auch großen Respekt genießt, weil er in den 1860er Jahren dazu beigetragen hatte, dass das Chinin in Indonesien angepflanzt wurde. Die Bäume aus deren Rinde man das Chinin gewinnt. Das war sozusagen seine medizin- und wirtschaftshistorische Leistung und das führt dazu, dass
Java um die Jahrhundertwende weltweit führend im Chinin-Bereich wird. Er war eine Art Held und bis heute ist er dafür auch bekannt. Auch wenn Chinin heute keine Bedeutung mehr hat außer für Schweppes. Aber er ist immer noch deswegen bekannt und die schiere Tatsache, dass wir Junghuhn begeisterte waren hat uns auch einige Türen geöffnet, weil der halt auch dort bei vielen immer noch beliebt ist. Weil sich dann auch keine Rivalität oder keine Animosität gab, sondern sofort dann auch Menschen sich
zum Beispiel uns angeschlossen und sagten: es gibt eine Lesegruppe an der lokalen Universität, wo sie Junghuhn Texte lesen. Es gibt auch sein Denkmal. Das haben sie dann extra für uns renoviert. Es ist eigentlich ein gemeinsames Thema, das man hat und das dann dazu führt, dann man auf gleicher Augenhöhe miteinander kommunizieren kann.
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© 2022 Nina Gospodin